„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“

(1. Korinther 16,14)

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Gepimpt und gefakt  (Quelle: Wort zum Sonntag vom 15. August 2015 / Pfr. Gereon Alter)

 

Drei Wochen Sonnenschein, glasklares Wasser, bestes Essen und eine suuuper Truppe! – Glauben Sie nicht? Ok, ganz so perfekt war der Urlaub dann doch nicht. Aber so ein bisschen Flunkern gehört doch dazu, oder? Nicht nur nach dem Urlaub, auch sonst im Leben. Mich etwas jünger machen, als ich bin. Den kleinen Leberfleck mal eben wegretuschieren. Die gelaufenen Kilometer leicht nach oben korrigieren. Wer kennt das nicht? Ist ja auch nicht weiter schlimm.

 

Was aber, wenn aus dem kleinen Flunkern ein richtig großer „Fake“ wird? Wenn ganze Lebensgeschichten vorgetäuscht werden? – Es gibt vor allem im Internet eine rasant wachsende Zahl von Menschen, die anderen etwas vorgaukeln, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Der arbeitslose Mittfünfziger gibt vor, einen äußerst lukrativen Job zu haben. Die alleinerziehende Mutter prahlt mit einem mehr als nur gut aussehenden Freund. Und der vereinsamte Computer-Nerd umgibt sich mit einem erstaunlich großen Freundeskreis. Nur: das ist alles leider nicht real. Es ist gefakt: ausgedacht und vorgetäuscht.

 

Das Bedürfnis, das eigene Leben zu „pimpen“, es größer und schöner erscheinen zu lassen als es tatsächlich ist, das scheint mittlerweile so verbreitet zu sein, dass sich darum eine ganz eigene Branche entwickelt hat. Zum Beispiel diese Anbieter, gestern noch gefunden: „Sie möchten Verwandte, Freunde, Geschäftspartner oder Rivalen verblüffen? Ihre Ex-Freundin / Ihren Ex-Freund vielleicht neidisch machen? Wir bieten Ihnen folgenden Service an …“ Da kann man sich dann Postkarten und Briefe aus aller Welt schicken lassen, fingierte Anrufe oder Kurznachrichten empfangen, personalisierte Bilder und Videos von angeblichen Geschäftsreisen kaufen …

 

Wie groß muss die Not eines Menschen sein, der einen solchen Dienst in Anspruch nimmt? Oder anders gefragt: Wie groß muss seine Sehnsucht sein, gesehen und gemocht zu werden, dass er zu solchen Täuschungsmanövern greift? – Darf es denn nicht auch weniger Gutes in meinem Leben geben, ohne dass ich deshalb gleich weniger wert bin? Kann denn nicht auch etwas ganz Normales völlig ok und ausreichend sein?

 

In der Bibel steht ein altes Gebet, in dem ein Mensch genau diese Entdeckung macht. Er schaut auf sich und kommt sich – so wie er ist – gering und unnütz vor. „Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst; des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst.“ klagt er vor sich hin. Doch indem er so klagt, geht ihm auf, dass da ja tatsächlich einer ist, der an ihn denkt und ihn annimmt – und zwar genau so wie er ist. Und so betet er staunend weiter: „Du hast den Menschen nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ (Psalm 8,5-6)

 

Mich erinnert dieses alte Gebet immer wieder mal daran, dass ich als Mensch eine Würde besitze, die nicht abhängig ist von dem, was ich kann und leiste. Noch vor aller Leistung und trotz aller Schwächen bin ich (wie jeder Mensch) von Gott gewollt, gesehen und geliebt. – Wer das einmal entdeckt hat, der kann doch gelassen durchs Leben gehen. Der muss sich nicht fortwährend um sein Image bemühen. Der muss auch nicht ständig aufpassen, dass nicht irgendeine Schwäche ans Tageslicht kommt. Ja, der kann möglicherweise sogar in seinen Schwächen noch etwas Gutes und Schönes finden.

 

Ein bisschen Flunkern ist ok. Aber Dinge vortäuschen, die nichts mit dem eigenen Leben zu tun haben: das haben wir Menschen doch nicht nötig. Ich jedenfalls finde den Gedanken ungemein entlastend und befreiend: Da ist jemand, der sieht mich so wie ich bin, mit allem was dazugehört, auch mit meinen Schwächen – und er liebt mich dennoch.

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